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Sympathische Charaktere erschaffen

Soll der Charakter vom Leser gemocht werden, dann sollte er …


1. … Ähnlichkeiten mit dir haben

alien-sigourney-weaver-ripley-jonesÄhnlichkeiten können schon da anfangen wenn der Charakter tierlieb ist, denn jeder normale Mensch ist tierlieb. Nicht ohne Grund gibt es den Klassiker „Schreibtipp“ Save the cat: Willst du den Lesern zeigen dass der Charakter der Held ist, dann rettet er auf der ersten Seite eine Katze vom Baum, soll der Charakter böse sein, dann tritt er die Katze bzw. erwürgt einen Hund wie Frank Underwood in House of Cards.

Angewandt kann man den Tipp in Alien sehen. Am Ende des Films kann Ripley mithilfe einer Rettungskapsel vom Raumschiff ins All fliehen, doch bevor sie das tut, nimmst sie extra einen Umweg und riskiert ihr Leben um noch die Schiffskatze zu retten. Ripley wird gleich sympathischer.
Dies soll aber nur zum Verständnis dienen und nicht plakativ 1:1 nachgemacht werden. Eure Hauptfigur könnte z.B. auch zwischen eine Schlägerei gehen und dem Opfer helfen. Wir alle würden gerne in solch einer Situation das Richtige tun und dem Opfer helfen. Deswegen schauen wir zu Menschen auf die es auch tatsächlich durchziehen.

Eine weitere Ähnlichkeit könnte z.B. sein, wenn der Charakter ein Morgenmuffel ist, was vermutlich die meisten Menschen sind.

Ähnlichkeiten müssen aber nicht nur Eigenschaften sein, es können auch Situationen sein. Verschlafen, im Stau landen, nur rote Ampeln begegnen und verspätet zu einem Termin erscheinen. Das kennen wir alle. Man kann aber auch mit Kleinigkeiten Ähnlichkeiten aufzeigen z.B. wenn der Charakter erwähnt wie sehr er es mag Kleidung anzuziehen die vom Bügeln noch warm ist. Oder wenn er sich einen Tee macht und zum abkühlen stehen lässt, dies aber vergisst und wenn er wiederkommt ist der Tee zu kalt.

2. … proaktiv sein

Ein Charakter ist dann proaktiv wenn er agiert, von sich aus ein geplantes Ereignis auslöst statt auf ein Ereignis von außerhalb zu reagieren das von anderen ausgelöst wurde. In den meisten Geschichten die auf der Heldenreise aufgebaut sind, sitzt der Held nur in seinem Dorf bis plötzlich der Bösewicht kommt und ihn aus dem Alltag reißt und dem Helden dadurch ein Ziel gibt etwas zu tun. In diesem Fall sind die Bösewichte proaktiv und die Helden reaktiv, denn sie reagieren nur auf das Ereignis das die Bösewichte ausgelöst haben. In Eragon lebt Eragon friedlich in seinem Dorf ohne irgendwelchen Ziele oder Ambitionen bis sein Haus von Schergen des Bösewichts abgebrannt wird. Fortan ist sein Lebensziel Rache und er zieht in die Welt auf der Suche nach den Schergen. Hätten aber die Schergen sein Haus nicht abgebrannt hätte er für immer in diesem Dorf dasselbe gemacht. Auch im späteren Verlauf bekommt er immer von seinem Mentor gesagt wo es jetzt hingeht. Eragon reagier nur erneut, diesmal auf seinen Mentor.

Natürlich muss der Charakter auf der ersten Seite nicht gleich versuchen eine Bank zu überfallen, aber er sollte etwas wollen und versuchen es zu kriegen, auch wenn es nur ein Glas Wasser ist.

 3. … kompetent sein

Das heißt nicht, dass er alles können muss, aber er sollte in einem oder in gewissen Bereichen glänzen können. Der Grund warum wir kompetente Charaktere mögen ist weil wir gerne einem Profi bei seinem Handwerk zuzusehen.

Ein mündlicher Schlagabtausch zwischen zwei schlagfertigen und gewitzten  Charakteren ist sicher unterhaltsamer, als wenn sich beide nur auf dem Humorlevel einer Grundschulklasse lahme Sprüche an den Kopf werfen.

Ein weiterer Vorteil von kompetenten Charakteren ist auch, dass sie selbt neue Dinge erlenen und verbesseren. In Brandon Sandersons Der Weg der Könige besitzen die Hauptcharaktere magische Fähigkeiten die sie immer weiter erforschen und ausbauen. Dabei zuzusehen wie sie immer besser werden und neue Anwendungen finden ist super interessant. Dumme Charaktere könnten sowas nicht von selbst herausfinden und müssten es von anderen erfahren was schon wieder reaktiv statt proaktiv wäre.

4. … aber auch fehlerhaft sein

Perfekte Charaktere sind langweilig, denn sie haben nie wirklich Probleme etwas zu lösen und das ist ja gerade das Spannende an Charakteren, man will sehen wie sie mit Problemen zu kämpfen haben. Sie dürfen aber auch nicht zu inkompetent sein weil dass schnell auf die Nerven gehen kann. Mach deinen Charakter niemals dümmer als er eigentlich ist, nur um die Story voranzubringen. Ich denke jeder hat schon mal sein Buch „angeschrien“ und sich gefragt wie dumm der Held der Geschichte nur sein kann das Offensichtliche nicht zu erkennen. Sowas sollte vermieden werden.

Außerdem machen Fehler einen sympathisch, niemand mochte das reiche verwöhnte Kind in seiner Klasse das nur Einsen geschrieben hat. Wenn wir mit einer vier in der Mathe Arbeit nicht die einzigen waren hat, man sich gleich mit den anderen Versagern verbunden und weniger schlecht gefühlt. Siehe Punkt 1 Ähnlichkeiten

Jetzt kann ein Charakter zwei Arten von Fehler haben:

Limitationen

Etwas womit der Charakter leben und klar kommen muss, aber die Geschichte ist nicht unbedingt darüber wie man es loswird. Unterteilen kann man diese in drei Kategorien:

  • Geist

    • Batmans Moralkodex der ihn keinen Menschen töten lässt.
  • Körper

    • Rassenmerkmale innerhalb eines rassistischen Landes. Ein Elfenspion in von Menschen besiedeltes Land müsste z.B. immer seine Spitzohren verbergen um nicht aufzufallen.
  • Umfeld

    •  Spidermans Tante die sich immer Sorgen um ihn  macht und umgekehrt Spiderman der sich um ihr Sorgen macht weil sie als Geisel genommen werden kann oder wenn sie Geldprobleme hat und und und.

Mängel

Etwas das der Charakter überwinden kann und vielleicht sollte, aber dabei Probleme hat. Auch diese Mängel kann man in drei Kategorien unterteilen:

  • Geist 

    • Arroganz, schüchtern, übermütig, …
  • Körper 

    • Schwächlich, übergewichtig, ungepflegt, …
  • Umfeld

    • Falsche Freunde, Geldmangel, …

5. … der Underdog sein

Ein Underdog ist eine Person die gesellschaftlich ausgegrenzt wird oder am unteren Ende der Nahrungskette steht, aber im Verlauf der Geschichte trotz aller Erwartungen dennoch aufsteigt und die vermeintlich besseren Gegner besiegt.
Wir kennen das aus Sportfilmen wo das Underdogteam nur gebrauchte Ausrüstung hat und im Matsch trainieren muss während ihr Gegner die aller neuste Technologien benutzt und alles in den Arsch geschoben bekommt und im Finalspiel ist dann auch noch der Schiri bestochen, die Stollen der Schuhe angesägt, …
Wir mögen den Underdog so sehr weil wir uns oft selbst als Underdog sehen. Eltern, Lehrer, der Chef, das System, sie sind alle gegen uns. So scheint es manchmal jedenfalls.
Als Beispiel kann man noch Harry Potter im Vergleich zu Dudley nehmen: Harry trägt nur die alten, zu großen Sachen von Dudley, lebt in einer Abstellkammer, wird von jedem gehasst und hat keine Eltern während Dudley total verwöhnt wird und hunderte Geschenke bekommt.
Beim Schreiben des Underdogs darf man nur nicht in die Falle geraten einen weinerlichen Charakter zu schreiben der sich ganze Zeit nur beschwert.

WICHTIG!

So erschafft man zwar einen sympathischen Charakter, das heißt aber noch lange nicht dass er auch ein guter Charakter ist, denn es fehlt ihm noch die Motivation und der Konflikt. Aber das ist ein anderes Thema.

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